Projektbeschreibung und Symbolik

Transhumanz in seiner ursprünglichen Bedeutung ist eine spezielle Form der Wanderweidewirtschaft, bei der große Herden je nach Futterdargebot mehrmals jährlich zu unterschiedlichen Weideplätzen - teilweise über weite Distanzen - getrieben oder transportiert werden.

 

Das Kunst-Projekt „URBANE TRANSHUMANZ“  thematisiert die wachsende Mobilität moderner Gesellschaften, die in dieser Beziehung der Wanderweide von Tieren durchaus ähnlich ist.  

 

Über 9 Millionen Bundesbürger ziehen jährlich um.  In Deutschland geschieht das meistens aus freien Stücken, auch wenn hohe Mieten oder andere Umstände gelegentlich die Aufgabe eines Wohnplatzes unumgänglich machen.

 

Weltweit jedoch gibt es neben der „normalen“- vielfach auch eine durch Krieg, Terror und Naturkatastrophen erzwungene Mobilität. Ende 2014 waren laut Bericht des UN - Flüchtlingsrates (UNHCR) fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht – das ist der höchste Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.


Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, wissen zumeist nicht, ob, wo und wann sie eine neue Heimat finden können. Sie sind rast- und ruhelos, abhängig von ihrer Duldung, oft traumatisiert,  irgendwo an einem fremden Zufluchtsort, immer in der Furcht, aufs Neue vertrieben oder weitergeschickt werden. 

 

Der Künstler verwendet die TRANHUMANZ seiner Schafe  als Metapher für diese Situation.
Er transponiert die Unstetigkeit der Flucht auf das Terrain einer Stadt,  in der eine Herde von bis zu 60 Schafen immer wieder auf neue Plätze ausweichen muss.

 

Die hier dargestellte Metaphorik erschließt sich dem normalen Betrachter in der Stadt freilich nicht auf den ersten Blick, sondern ist eine Möglichkeit der Interpretation. Wer Walter Kuhns Schafen auf  immer wieder wechselnden Wiesen und Plätzen der Stadt begegnet, erlebt deshalb erst einmal nur "Tiere", die friedlich in der Herde grasen, die aufmerksam auf ihre Lämmer achten, zusammen stehen, selbst die schwarzen Schafe in ihre Mitte nehmen und sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen lassen. Menschen, die vorübergehen, haben Freude an dieser "ländlichen Idylle" mitten in der Stadt, sind überrascht über die neuen Perspektiven in ihrer Alltagsumgebung und vielleicht sogar bereit über solche Kunst im Öffentlichen Raum und deren mögliche Botschaften zu diskutieren.